
First Contact...
-Ein neblige Sache, der erste Kontakt mit Island. Sicht weniger als 50m über den Pass vom Fährhafen nach Egilsstaðir, dem ersten Standort. Dort hängt eine dicke Wolkendecke über der Gegend und zeitweise regnet es bei weniger als 10°C. Beziehe meinen reservierten Platz auf dem Camping. Zum Glück nicht ganz so aufgeweicht, vom Regen, wie der meines Nachbarn. Dieser konnte nur wieder wegfahren dank Mithilfe von uns Platznachbarn.
-Bei den Aushängen im Aufenthaltsraum des Servicegebäudes werde ich auf ein Bild, das einen schwarzen Strand zeigt, aufmerksam. Der Strand liegt ca. 50km entfernt, Richtung Nordosten.
-Es ist erst kurz nach Mittag, also mache ich mich auf den Weg. Dabei mache ich das erste Mal Erfahrung mit unbefestigten Strassen auf Island. Zusätzlich wird auch der Belag noch neu gemacht. Vor der Stelle, an der der frische Belag mit den Baumaschinen gerade verteilt wird und noch nicht gewalzt ist, halte ich an und wer Weise, was zu tun ist. Ein Bauarbeiter erlöst mich, in dem er mich durch Handzeichen zur Weiterfahrt ermuntert. Ich denke mir, dass er mit dem frischen Belag wohl gleich sei wie wenn man bei uns auf losem Schnee fährt. Also fahre ich mit genügen Tempo drauf los. Achte darauf, dass ich leicht vom Gas gehe, wenn die Räder beginnen durchzudrehen. Bereits leuchtet die Warnlampe und ich bin immer noch nicht durch. Also vorsichtig wieder etwas mehr Gas und es reicht schlussendlich, bis die Räder wieder auf festerem Untergrund fassen können.
-Auf der Weiterfahrt halte ich immer wieder an, um die speziellen Szenen, die der bedeckte Himmel mit den Bergen im Hintergrund bieten. Bei solchen beeindruckenden Lichtspielen, die ein bewölkter Himmel bietet, Kommt mir jeweils die Fotografen-Weisheit in den Sinn, die da lautet: Es gibt nicht langweiligeres als einen blauen, wolkenlosen Himmel.
Island bietet mir aber an diesem Tag und den beiden darauffolgenden Tagen, in denen ich in Egilsstaðir bleibe noch weitere Überraschungen in Richtung Lichtspektakel.
-Bereits jetzt am, ersten Tag, ist es die Aussicht auf den oben erwähnten Strand und die dahinter liegende Bergkette, die hell hinterleuchtet wird und an der sich im Vordergrund eine Wolkenbank schmiegt.

-Tags darauf mach ich mich wieder auf den Weg an den schwarzen Strand nach Stapavik. Diesmal aus bekannten Gründen über die östliche Strasse, die nicht erneuert wird. Den Parkplatz, der beim Beginn des Fussweges zum Strand steht, habe ich gestern schon bemerkt. Der Nebel ist wieder dichter und es nieselt, als ich den Fussmarsch Richtung Meer starte. Dass der schmale Pfad, während er über das Land eines nahegelegenen Bauernhofes gut markiert und stellenweise sogar eingezäunt ist, werde ich erst im Laufe des Aufenthaltes in Island verstehen. Momentan bin ich mutterseelenalleine im Regen auf dem Fussweg unterwegs. Einzig ein paar Schafe und Vögel sind die einzigen lebenden Begegnungen auf dem etwas über eine Stunden dauernden Fussmarsch.
-Nach der Hälfte des Marsches, der mich zwischen dem Fluss und der Flanke der Bergkette Richtung Meer führt, ist die Brandung zu hören. Der letzte Teil zum Strand führt querfeldein, bis ich am etwa 10m hohen Abbruch stehe. Unter mir der schwarze Vulkan-Sand durchsetzt mit feinem Treibholz und vereinzelten Teilen von Fischernetzen. Links von mir der Fluss, der aus dem Nebel auftaucht und sich langsam ins Meer ergiesst. Auf der anderen Seite des Flusses verliert sich der schwarze Strand mit der Brandung im dichten Nebel. Die weisse Gischt der Brandung auf dem schwarzen Strand ist für mich ebenfalls einer dieser Gegensätze in Island. Gut zu sehen ist auch, wie die Grasnarbe, die sich auf dem weichen Lavasand gebildet hat, von der Brandung wieder weggespühlt wird. Was auf den Fotos nicht zur Geltung kommt, ist der ständige Wind, der auf Island bläst. In Kombination mit dem Nieselregen ist dies zum Fotografieren eine echte Herausforderung. Einen Objektivwechsel überlegt man sich da schon.
-Nach der Rüchfahrt zum Camping über die unbefestigte Strasse hat mein Camper die Verschmutzungsstufe zwei erreicht.

-Für Island ist dies keine grosse Sache. Hat doch jede Tankstelle Reinigungsbuchten, die kostenlos verwendet werden können. In meinem Fall erledigte sich die Sache von alleine, da es die Nacht hindurch immer wieder stark regnete.
-Der Regen lässt erst am Nachmittag nach. Entschlisse mich, einen Wasserfall südwestlich von Egilsstaðir zu besuchen. Dazu muss ich den ersten Teil auf der asphaltierten Ringstrasse fahren, bevor ich auf eine unbefestigte Strasse Richtung abzweige, die über einen Pass zu dem Fjord führt, wo der angepeilte Wasserfall liegt. Gleich zu Beginn warnt ein Schild, dass nur 4x4 Fahrzeuge einen Anhänger mitführen dürfen, und dass mit Steigungen, resp. Gefälle mit über 20% zu rechnen ist. Die Strasse führt in ein Tal hinein, dass sich verzweigt und mit kargen, nur mit Moos bewachsenen Berghängen, eingefasst ist. Ein paar Mal quere ich den kleinen Fluss über schmale Brücken. Statt dem Tal weiter zu folgen, biegt die Strasse nun nach links ab und führt schnurgerade einen Hang hinauf. Das werden wohl dies 20% Steigung sein, war mein Gedanke. Nach der Steigung geht es dann noch eine Weile etwas flacher und um viele Kurven weiter. Urplötzlich habe ich nach einer kleinen Steigung und einer links Kurve den vollen Blick in den Fjord hinunter. Ohne Vorwarnung kommen die über 20% Gefälle, in Form eines Absatzes, auf mich zu. Zum Glück ist hier Gegenverkehr eher selten. In meinem Kopf taucht das Verkehrsschild, dass vor "Blindhæðir" warnt, auf.

-Plötzlich reisst die Wolkendecke auf und bringt die eine Fjordflanke zu einem grünen Leuchten. Suche mir einen guten Platz zum Festhalten des Szenerie. Siehe hierzu das Bild im (Foto-Blog Egilsstaðir).
-Der Wetterwechsel ist nun voll im Gang und bringt bei der Rückreise zum Camping noch ein weiteres Lichtspektakel, das ebenfalls im Foto-Blog, zu sehen ist. Über dem Tal von Egilsstaðir reisst die Wolkendecke auf und die Sonnenstrahlen leuchten wie riesige Scheinwerfer den Talboden aus.