
The Golden Circle...
-...nennt man das Gebiet rund um Reykjavik, in dem von den 350'000 Einwohnern von Island deren 135'000 leben. Und die Sehenswürdigkeiten, die innerhalb eines Tagesausfluges erreicht werden können.
-Die Ausrichtung der Ortschaften von ländlich, nach urban vollzog sich bereits bei meiner Ankunft in Selfoss, welches einen amerikanischen Touch ausstrahlt. Aber was sich jetzt bei der Einfahrt in die Vororte der Hauptstadt um mich herum ankündigt, ist eine Grossstadt nach amerikanischer Couleur. Vierspurige Zuführ-Autobahn, die in die sechsspurige Haupt-Autobahn mündet. Zum Camping muss ich beim Autobahnkreuz nach rechts auf die nördliche Transversale Sæbraut abzweigen. Abzweigung in die Dalbraut nicht verpassen. Navi sei Dank.
-Schon bin ich mitten in einem Wohnquartier. Die Reykjavik Campsite liegt mitten in diesem Quartier am Beginn eines Erholungsparks, mit kleinen Wäldchen (Wälder gibt es in Island nicht, da diese von den Wikingern abgeholzt wurden und nicht mehr nachwachsen konnten.), Wiesen, Denkmälern, Tierpark, Rummelpark, Schwimmbad usw. und dem National-Stadion.
-Die Einfahrt zum Camping ist leicht zu finden und schon stehe ich vor der geschlossenen Schranke. Ich und mein super Zahlengedächtnis, Weiss natürlich den persönlichen Zugangscode, den ich gleich nach der Buchung am Vortag, per eMail erhalten habe, nicht mehr. Mobile-Daten ist in ganz Island immer verfügbar, selbst in den abgelegensten Landesteilen. So finde ich auch sofort das eMail auf meinem Handy, mit dem Zugangscode und kann mir einen Platz für meinen Camper aussuchen. Reykjavik Campsite.
- Mache mich mit dem Bike auf Erkundungstour in die Stadt, Richtung Norden an die Strandpromenade. Ich bin überwältigt, als ich aus dem Wohnquartier kommend, auf die vierspurige Strasse und Promenade mit Velo Spur treffe. Auf der kurzen Strecke sammeln sich gleich mehrere bemerkenswerte Bauobjekte.




-Der Glaspalast ist das Kulturzentrum Harpa.
-Meine Neugier leitet mich weiter in die vermeidliche Altstadt vorbei an künstlichen Seen, der Hallgrimskirkja und durch die Shoppingmeile. Schliesslich lande ich in der Mathöll. Mat steht im Nordischen für Essen, Mahlzeit und Höll ist im Isländischen Palast. Ich genehmige mir einen Isländischen Döner (Vösk). Natürlich mit Lammfleisch, so wie der echte türkische Döner.

-Auf dem Heimweg (Weg zum Campingplatz) höre ich Lärm, von vielen Menschen, und zwar tönt es nach einem vollen Sportstadion. Wie weiter oben gesagt, liegt das Nationalstadion gleich neben dem Camping. Und tatsächlich ist das Stadion gefüllt und es findet ein Fussballspiel statt. Dabei ist auch der isländische Schlachtruf, der aus dreimal Klatschen und dann einem Hu, besteht zu hören. Ein Erstligaspiel, das ein ganzes Stadion füllt? Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es sich um Frauenfussball handelt. Ein Frauenfussball Spiel, das ein ganzes Stadion füllt. Ich bin beeindruckt von den IsländerInnen. Mehrere Spielerinnen werden ausgetauscht. Dabei werden slavische Namen genannt. Osteuropäische Spielerinnen spielen in der isländischen Frauen Nationalliga? Da kann nur Google helfen. Resultat:
Qualifikations Spiel der WM 2023 - Island gegen Belarus.
Endresultat: Eine klare Sache für die Isländerinnen 5:0!
-Das Wetter ist jetzt mehrheitlich sonnig, während ich mehrere Tage in Reykjavik verbringe und von dort aus Ausflüge in den Golden Circle unternehme. Auch werden Nordlichter der Stufe 6 angekündigt. Leider gehört zu der aktuellen Wetterlage dazu, dass sich der Himmel über Reykjavik in der Nacht bedeckt. Also nichts mit Nordlichter-Fotos.
-Einen Ausflug unternehme ich nach Þingvellir. Ein Nationalpark, in dem man die Bruchzone der beiden tektonischen Platten besonders gut erkennen kann. Zudem ist es der Versammlungsort aus der Vergangenheit der Isländer. Heute versammeln sich hier die Touristen. Entsprechend wurde auch die Infrastruktur aufgezogen.
-Auf dem Rückweg in die Hauptstadt biege ich bei einem Verkehrsschild ab, das auf einen Skilift hinweist. Nach einem kurzen Anstieg auf unbefestigter Strasse, komme ich tatsächlich bei der Talstation eines Skiliftes an. Er ist sogar in Betrieb. Jedoch befördert er statt Skifahrer, Biker auf den Berg.

-Mit den Erfahrungen der bisherigen Reise, mache ich mir mal Gedanken über die Rückreise und schaue, wie es mit einem Platz auf der Fähre aussieht. Auf der Fähre nach vier Wochen hat es keinen Platz mehr. Nach fünf Wochen ist noch ein Platz zu haben. Ist zwar etwas länger als ich mir vorgestellt habe, aber das gibt mir die Gelegenheit noch die Westfjorden zu besuchen.
-Nach einem chilligen Ruhetag auf dem Camping und in der Stadt mache ich mich anderntags auf zu einem Ausflug ins Landesinnere. Dazu muss ich zuerst zurück nach Selfoss, bevor ich nach Norden abzweige. Die Gegend ist recht fruchtbar und ich komme an vielen Bauernhöfen vorbei. Auf den frisch gemähten Wiesen liegen noch die Siloballen, wie ich es von zu Hause kenne. Je weiter ich ins Landesinnere komme umso weniger fruchtbar, sogar karger wird die Landschaft. In der Ferne ist ein Berg mit einer Schneekappe zu sehen, auf den die Strasse zusteuert, oder zumindest daran vorbeiführt. Als ich auf der gleichen Höhe mit dem Berg bin, beschränkt sich das Grün nur noch auf einzelne Büschel Grass, die sich im Lava Sand versuchen festzuhalten.
-Den letzten Tag im Golden Circle nutze ich zum Erkunden auf der Halbinsel Reykjanes. Erstes Ziel das Wikinger Museum Viking World ganz in der Nähe des internationalen Flughafens Keflavik. Viele Informationen über die Besiedlung von Island und auch wie die Vikinger nach Grönland und bis nach Neufundland in Kanada segelten. Der Nachbau eines Wikingerschiffes, mit dem die Erbauer über den Atlantik bis nach New York segelten.
-Weiter geht es bis an die Spitze der Halbinsel. Ein sogenanntes Hochtemperatur Gebiet. Vorbei an einem Geothermal Kraftwerk und dann zur Thermalquelle Gunnuhver. Es zischt, dampft und stinkt aus dem Erdreich heraus!
- Nächster Stopp Blue Lagoon. Das ist mir aber jetzt doch zu viel an Massen Tourismus. Unzählige Reisecars, Weg um den äusseren Bereich ist asphaltiert. Viele Schilder mit Hinweis, den Weg nicht zu verlassen, um die Schönheit des Ortes zu bewahren. Denkste, die Fuss-Spuren sind im weissen Grund deutlich zu sehen. Verlasse den Ort sofort. Einer dieser Gegensätze: Die wunderbare Natur wir durch den Massen Tourismus zerstört.
- Ich mache mir langsam Gedanken über den Zeitpunkt meiner Rückreise. Die Fähre ist für Fahrzeuge über 2.50m Höhe ziemlich ausgebucht. Es hat erst Platz in drei Wochen. Nun, damit habe ich genug Zeit, auch die Westfjorden zu besuchen.
- Mein nächstes Ziel wird aber die Halbinsel Snæfellsnes, die nördlich von Reykjavik liegt, sein. Bevor ich aber Richtung Norden fahre, steuere ich noch ein Ziel an, das genau entgegengesetzt liegt. Es ist das Geothermie Kraftwerk Hellisheiði. Das Kraftwerk besitzt ein grosses und informatives Besucherzentrum, in dem einem auf drei Stockwerken die Energiegewinnung nähergebracht wird. Mittels einer Handy App wird man durch die verschiedenen Themen, bestehend aus Filmvorführungen, Wandzeichnungen und Modellen, geleitet.
Nachfolgend das Produktionsschema des Kraftwerkes.

Anmerkung: Island erzeugt fast 100% seines Strombedarfs mit Wasserkraft und Geothermie.