
Ganz Island auf einer Halbinsel...
- Von der Halbinsel Snæfellsnes wird erzählt, dass sie alle typischen Landschaftsmerkmale bietet, die Island so besuchenswert machen. Dies wären Vulkan, Gletscher, schwarzer Strand, Lavafelder, Krater, Wasserfälle, schroffe Küsten, Fiscerdörfer usw. Und ich muss sagen, alles habe ich auf der Halbinsel angetroffen.
- Schon kurz nach Reykjavik unterquere ich den Fjord Hvalfjörður mittels Tunnel. Danach wird die Gegend wieder einsamer. Mein Ziel auf der Halbinsel ist der Ort Grundarfjörður (Mit seinen 800 Einwohnern redet man in Island schon von einer Stadt.). Resp. dessen Campingplatz. Der Ort liegt auf der nördlichen Seite der Halbinsel und somit muss ich zuerst, von Süden kommend einen Pass überqueren. Der Pass zeigt sich als Wetterscheide. Nach der Passhöhe ist der Blick frei auf ein Tal, dass mit Nebel gefüllt ist. Bei der Weiterfahrt herunter zur Küste fahre ich in eine richtige Nebelbank hinein. Von der Landschaft sehe ich nur noch die paar Meter neben der Strasse. Zudem weht ein starker Wind von Meer her. Der Nebel lichtet sich erst ein paar Kilometer vor Grundarfjörður. Dabei wird auch das Wahrzeichen des Ortes der 463m hohe Kirkjufjell sichtbar. Der wird aber erst morgen zum Thema werden.
- Heute geht es mal darum, einen Übernachtungsplatz zu finden. Der Zeltplatz sieht sehr verlassen aus. Zudem ist der Zugang zum Rasenfeld in der Mitte mit einer Kette abgesperrt. Das Servicegebäude besteht aus einem umgebauten Schiffscontainer, in dem sich zwei Toiletten befinden. An einer Frontseite ist ein Abwaschbecken befestigt. Die Toiletten sind offen, es kommt Warmwasser aus dem Wasserhahn. Das Innenfeld scheint geschlossen zu sein, weil der Rasen sehr tief ist wegen der Nässe. Mittlerweile sind noch zwei weitere Camper eingetroffen. Sie haben deutsche Autonummern und wir beratschlagen, was wohl zu tun sein. Konsultiere Google Maps und lese bei den Rezensionen, dass man die Übernachtung im nahegelegenen Schwimmbad bezahlen kann. Buche gleich für zwei Nächte und werde noch instruiert, dass ich nicht ins Innenfeld dürfe.
- Mache mich auf den Weg in den Ort. Obwohl ein Kreuzfahrtschiff am Hafen angelegt hat, sind nur ein paar Touristen im Ort zu sehen. Das Wetter wird zusehends wieder kälter und nasser. Im Supermarkt fülle ich meinen Vorrat auf und genehmige mir noch eine heisse Schokolade aus dem Automaten in der Eingangshalle. In der Nacht beginnt es dann kräftig zu regnen.
- Am Morgen reisst die Wolkendecke auf und liefert ein ganz spezielles Ambiente zum Fotografieren des Kirkjufell. Der Berg ist ein richtiger Hotspot auf Instagram und entsprechend suchen natürlich auch viel Leute den Ort auf. Der Besucherstrom wird versucht mittels Absperrungen im Zaum zu halten. Bei der Einfahrt des Parkplatzes wird die Autonummer gescannt. Beim Automaten soll man dann seinen Obolus entrichten. Leider funktioniert das bei mir nicht. Entweder ist mein Nummernschild wegen des Drecks nicht lesbar oder meine Berner Nummer kann vom Logarithmus nicht interpretiert werden.
Das Resultat der Fotosession habe ich im Foto Blog abgelegt.
- Hier noch eine Anmerkung, wie es an einem solchen Hotspot aus fotografischer Sicht, abläuft. Ich bin immer bestrebt, dass auf meinen Landschaftsfotos keine Menschen sind. Das ist nicht immer so einfach, wenn sich gleichzeitig noch andere Leute in der Szenerie aufhalten. Nachfolgend zwei Aufnahmen, wie sich das beim Kirjufell abspielte. Erschwerend war hier noch, dass auch der Schatten der anderen Personen berücksichtigt werden musste. Dafür waren noch nicht so viele Leute unterwegs, da es noch relativ früh war und zudem eher mehr fotografisch geübte Personen unterwegs waren, die auch auf die anderen Fotografen Rücksicht nahmen.


- Ich verlasse also den Parkplatz am Kirjufell um die Halbinsel Snæfellsnes weiter zu erkunden. Der Himmel bietet weiterhin eine wunderbare Kulisse, mit der ständig wechselnden Bewölkung. Am westlichen Ende der Halbinsel liegt der Snæfell, was übersetzt Schneeberg heisst. Für Island heisst das jedoch, dass es sich um einen Vulkan handelt, der unter einem Gletscher liegt (Snæfellsjökull).
- An der Halbinselspitze angekommen gibt der Snæfell kaum einen Blick auf sich frei. Er versteckt sich hinter einer dicken Wolke, die den Gipfel einhüllt. Je weiter ich darum herumfahre, gerate ich in den Einflussbereich, der Südströmung, die eine dicke Wolkendecke an die südliche Flanke des Gebirges drückt. Also genau die umgekehrte Wetterlage von gestern, die den Nebel an die Nordflanke drückte.
- An der Südflanke folge ich einer Abzweigung, die zum Snæfell führen soll. Die unbefestigte Strasse geht steil aufwärts und bald bin ich umgeben von der Wolkendecke. Sicht unter 30m. Halte an und konsultiere Google Maps. Ich befinde mich auf der F570. Ups, nur für echte 4x4 Fahrzeuge. Mein Camper kam bereits heftig an seine Grenzen und die Sicht wird wohl nicht besser werden. Lieber wieder umkehren.
- Wieder auf der asphaltierten Strasse fahre ich weiter bis zum Bjarnarfoss (Bären Wasserfall). Ein kurzer, steiler Fussmarsch bringt mich zum Wasserfall, der wie es scheint, direkt aus den Wolken herunterfällt.
- Die ganze Nacht regnet es und hört auch am Morgen nicht auf. Ich mache mich also auf Richtung Westfjorden. Ich habe einen Stellplatz in Djúpidalur ausgemacht, der vielversprechend zu sein scheint. Distanz 193km, berechnete Fahrzeit ~3h. Die Überraschung kommt nach ca. 30km, als die Strasse plötzlich auf Piste wechselt. Durch den Regen ist der Untergrund rutschig. Es gilt nun einen guten Kompromiss zu finden, zwischen genug schnell, um über die Schlaglöcher hinwegzufliegen und genug langsam, um in den Kurven nicht ab der Strasse zu rutschen. Nach etwa 50km ist der Spuk vorbei und mein Camper hat wieder festen Boden unter den Reifen. Wie der Camper nach dieser Fahrt aussieht, kann man sich glaub vorstellen? Zum Glück gibts gleich im nächsten Ort eine Waschbox für Autos. Und für mich eine Verpflegung. Es sollte aber nicht die letzte Fahrt auf unbefestigter Strasse sein, für heute. Schliesslich ist mein Ziel ja die Westfjorden...das noch wildere Island...



- Wie der Zufall so spielt, traf ich in dem Ort auf das Schweizer Ehepaar, das ich bereits bei dem Skilift in der Nähe von Reykjavik getroffen hatte. Nach einem kurzen Austausch darüber, was in der Zwischenzeit geschehen war, machten wir uns wieder auf den eigenen Weg. Es sollte nicht das letzte Treffen sein...